USA-Tour 2008

Sonst haben wir eine Motorradreise aus dem Hochglanzkatalog gebucht. Im Treffpunkthotel oder am Flughafen lernte man dann die Teilnehmer und den Streckenverlauf kennen.

Nicht so in diesem Jahr!

Bereits am 05.01. trafen sich Reiseteilnehmer und die, die es werden wollten in Kissenbrück zu einer ersten Informationsveranstaltung.
Nach einer wirklich ausgiebigen Vorstellung von Dirk und Rainer fanden sich die Leute zusammen, die sagten: "Joh, das isses...".

Am 01.06. konnten sich die Teilnehmer/innen auf einer Harztour kennenlernen, die Dirk organisiert hatte.
Eine weitere Ausfahrt fand am 02.08. statt. Beim abschließenden Essen bekamen wir kleine Roadbooks für die USA, es wurden die Abholzeiten für die Teilnehmer festgelegt und es konnten letzte Unklarheiten beseitigt werden.

  Tag 1

Am 24.09. wurden wir pünktlich um 07.00 Uhr vom Transit abgeholt und zum Flughafen Hannover kutschiert. Lothar bestaunt noch die Gurte, die ihm seine Frau um die Koffer gebunden hat. Es wird das letzte Mal sein, daß er einen dieser Gurte zu Gesicht bekommt.

Und mir treibt es die Schweißperlen auf die Stirn, weil man am Schalter meine Boarding-Card für den Anschlussflug nicht ausdrucken kann.

Auch der Hinweis, daß man dies auch in Kopenhagen nachholen kann, macht mich nicht richtig glücklich.

Von Hannover flogen wir nach Kopenhagen, wo mir dann tatsächlich noch das ersehnte Dokument ausgedruckt wurde.

Und ab ging es in den A 340 der SAS für den Flug über den großen Teich.

Das Platzangebot in diesem Flieger war wesentlich besser, als in dem Sardinen-Jumbo im Jahr 2005.

Leider waren bei Hartmut und mir die Displays in den Sitzen defekt, so daß wir die Flugzeit von ca. 8 Stunden anders überbrücken mußten.

Ich versuchte die Dackelblasen zu zählen, die während des Fluges die Toilette besuchten. Mir wurden währen dieser Zeit einige Gesichter ziemlich vertraut :-)
Ankunft in Washington D.C.! Eine brachial lange Warteschlange von Einreisenden, die erfreulicherweise schnell von den dortigen Behörden abgefertigt wurde. Danach die Gepäckausgabe, wo Lothar verzweifelt auf seinen Koffer wartete. "Wie sieht denn der Koffer aus?"..."Da ist ein blauer Gurt drum!"..."Alles klar, und sonstige Merkmale?"..."Da ist ein blauer Gurt drum!". Nachdem kaum mehr Gepäckstücke übrig waren, haben wir auch Lothars Koffer gefunden. Der blaue Gurt war übrigens weg.

Vom Flughafen fuhren wir mit dem Bus zu einer der Autovermietungsstationen, wo wir für die folgenden Tage zwei Fahrzeuge übernahmen.
Durch die Zeitverschiebung gerieten wir natürlich prompt in den Feierabendverkehr. Washington ist halt eine Großstadt mit entsprechendem Verkehr.
Zu guter Letzt sind wir jedoch im "Best Western" in Fairfax eingekehrt. Dieses Hotel sollte für die nächsten zwei Tage unser Zuhause sein.

Nach dem Abendessen in einer zünftigen Burger-Schmiede kehrten wir zum Klöhnschnack und Biertrinken in das Hotel zurück.
An Schlafen war eh noch nicht zu denken, weil das Hotel über einen brachial lauten Springbrunnen verfügt, der erst kurz vor 22.00 Uhr seinen Betrieb einstellt.

Also durchhalten und "Prost!"

 Tag 2

An diesem Tag starteten wir zu unserer ersten Besichtigungstour. Allerdings nicht mit den Autos. Mit dem Auto in die Innenstadt ist nur etwas für Hammerkranke. Mit Bus und Bahn fuhren wir entspannt in die City.

Warten auf den Bus.

In der U-Bahn.

In Washington machen die U-Bahn-Stationen ihrem Namen alle Ehre. Schummeriges Licht auf allen Gängen. Wahrscheinlich verbraucht der Hotel-Springbrunnen so viel Strom, dass es für eine vernünftige Beleuchtung nicht mehr reicht.

Ganz anders die oberirdischen Stationen. Lichtdurchflutet und pompös (hier Union Station).

Von hier aus starteten wir mit einer Karte vom Gebiet und einem Fahrschein fürTrolley-Tours bewaffnet unsere Entdeckungsreise.

Dies ist eine Buslinie, bei der man nach Belieben zusteigen kann. Wenn man an einer Station etwas länger verweilt, nimmt man einfach den nächsten Trolley.

Da fällt die Auswahl nicht ganz leicht. Schließlich verfügt Washington über den größten zusammenhängenden Museumsbezirk der Welt.

Todesmutig stiegen wir in einen der nostalgisch aufgemachten Trolleys, die für den hiesigen TÜV ein gefundenes Fressen gewesen wären.

Steve, unser Busfahrer sabbelte ohne Punkt und Komma und fand sich gleichzeitig noch im starken Verkehr zurecht.

Also volles Multitasking, eine Eigenschaft die sonst nur Frauen zugesprochen wird.

Unseren ersten Halt legten wir beim Capitol ein. Schließlich musste Steve ja auch einmal Luft holen.

Von dort aus machten wir uns zu Fuß auf den Weg zum ersten Museum.

Als Technikbegeisterte haben wir uns für das Air and Space Museum entschieden.

Dort war von den Anfängen der Luftfahrt, über historische Flugzeuge bis hin zur Raumfahrt vieles zu bestaunen. Dort haben wir ganz schön viel Zeit vertrödelt.

Am Ausgang mussten wir nicht lange auf unseren Trolley warten (und den brabbelnden Steve).

 

Unsere Fahrt führte am Jefferson Memorial vorbei zum Lincoln Memorial.

Man hat es ja schon oft im Fernsehen gesehen, aber einmal selbst hier zu stehen hatte schon was.

Genauso wie der Ausblick auf das Washington Monument.

Damit dieses Bauwerk nicht in einer Wolkenkratzerwüste untergeht, haben die Stadtplaner die maximale Gebäudehöhe im Stadtkern begrenzt.

Unser Rundgang führte uns weiter zum Vietnam Veterans Memorial.

In dem schwarz polierten Granit sind über 58000 Namen von gefallenen oder vermissten Soldaten des Vietnamkrieges eingraviert.

Nicht weit davon entfernt befindet sich das Second World War Memorial, welches zum Gedenken an die im Zweiten Weltkrieg Gefallenen errichtet wurde.
Von dort war es ein kleiner Fußmarsch zum Weißen Haus.

Ein kurzer Blick durch den Zaun. Es schien aber keiner zu Hause zu sein.

Bereits 200 Meter weiter wurde der gesamte Verkehr abgeriegelt. Selbst als Fußgänger war da kein Durchkommen mehr.
Massenhaft Polizei-Harleys (die müssen Geld haben) und viele schwarze Limousinen jagten über die Kreuzung und zum krönenden Abschluß ein Ambulanzwagen.

Am Abend haben wir dann erfahren, daß Obama und McCain in der Stadt gewesen sein sollen.

Das hätte ich wissen sollen, das die beiden in einer der dunklen Limos gesessen haben. Dann hätte ich doch mal gewunken.

Ich denke, daß Obama das Rennen in diesem Jahr macht.
Und da er als neuer Präsi bestimmt nicht mehr viel Zeit hat, habe ich ihm schnell noch einmal die Hand geschüttelt ;-)
Letztes Ziel unserer Sightseeing-Tour an diesem Tag war das Old Post Office Building, wo man mit einem gläsernen Fahrstuhl im Gebäude bis zum 9. Stockwerk fahren konnte und von dort (noch ein paar Etagen höher) in den Glockenturm gelangte. 

Leider begann es zu regnen und es wurde diesig, so daß die Aussicht nicht so toll war.

Beim Abendessen im "Outback" standen sämtlichen Teilnehmern die Auswirkungen der Zeitumstellung und der Fußmärsche ins Gesicht geschrieben. 

 Tag 3

Während wir am Vortag noch das Servicepersonal bemühen mussten, haben wir an diesem Tag mit vereinten Kräften 8 Tagestickets aus dem Fahrscheinautomaten "gezaubert".
Das Museum, daß wir uns für diesen Tag ausgewählt hatten, lag etwas abseits und versteckt.

Das National Museum of Crime and Punishment.

Den Besuch dort könnte man eigentlich als Bildungsurlaub einreichen.

Bereits der Eingangsbereich ist ziemlich stilecht gestaltet.

Uns erwartete ein Rundgang, bei dem man sich die Füße plattlaufen konnte, was man bei der schmalen Außenfassade nicht vermutet hätte.

Also rein ins Getümmel.

Erste Abteilung:

"Mittelalterliche Bestrafungsinstrumente".

Die Leute damals hatten wirklich nichts zu lachen.

Der Ford von Bonnie & Clyde.
Mit der Altersvorsorge in den USA kann etwas nicht passen.

Sonst hätte dieser Mann nicht noch mit 91 Jahren Banken ausrauben müssen.

Instrumente zur Vollstreckung der Todesstrafe in den Vereinigten Staaten waren oder sind das Fallbeil, die Gaskammer, der elektrische Stuhl oder der Strang.

Erster Kontakt mit einer Harley in den Staaten.

War zwar nur ein Ausstellungsstück. Aber wenn man seinen Hintern auf dem Sattel platziert hatte, erklang das unnachahmliche Blubbern einer Harley mit Vergaser.

Um uns zu stärken machten wir Halt im Starbucks Coffee.
Ein wenig ausgeruhter begaben wir uns auf den Weg zumAmerican Indian Museum.

Es war allerdings nur ein kurzer Abstecher. Zu Fuß ging es zurück zur Union-Station.

Andreas und wir besuchten noch einen Harley-Klamottenladen und kamen natürlich nicht ohne Tüten wieder heraus.

Am späten Nachmittag noch einen Abstecher zum Harley-Dealer in Fairfax um Teile für das Bike zu bestellen.

Die zwei Tage in Washington waren interessant aber auch sehr anstrengend.

Wir freuten uns schon auf Tennessee und das Mopedfahren, zumal der Wetterbericht für diese Gegend optimal aussah.

 Tag 4

Gegen 08.00 Uhr packten wir unsere 7 Sachen in die geliehenen Autos und fuhren aus dem verregneten Washington ab.

Die Fahrt nach Sevierville zog sich ganz schön hin.

Und dann diese verlockenden Schilder der Harley-Dealer "Nächste Abfahrt raus!". Andreas fragte jedesmal ob wir nicht einmal abfahren wollten. Taten wir natürlich nicht.

Später hat Dirk Andreas beim Auftauchen der Schilder einfach die Augen zugehalten.

Angekommen!

Dieses Doppelzimmer sollte für die kommende Woche unser Zuhause sein.

Blick vom Gang auf die Hotelanlage. Hier haben wir uns dann immer getroffen, getratscht, den kommenden Tag besprochen, Budweiser getrunken, Zigaretten geraucht oder einfach nur den Verkehr beobachtet.

 Tag 5

Am nächsten Morgen war es heiter und warm. Wir hatten viel vor. Schließlich sollten heute die Motorräder übernommen werden.

Der erste Schock des Tages war das Continental-Breakfast.

So sah der Frühstückstisch während unseres gesamten Aufenthalts aus. Pappteller, Plastikbesteck, Frischkäse und zwei Sorten Marmelade.

Dazu gab es noch Müsli und O-Saft und die ganz harten konnten sich eine Waffel backen, die mit genug Ahorn-Sirup gar nicht mal so schlecht schmeckte.

Erwartungsvoll verstauten wir die mitgebrachten Motorradklamotten in die Autos und machten uns auf den Weg zum Motorradverleih.

Dort der zweite Schock des Tages. Der Händler hat den zugesagten Übergabetermin um 10.00 Uhr nicht eingehalten und war auch nicht zu bewegen seinen Laden eher aufzumachen.

Also vertrieben wir uns die Zeit bei Knifeworks, wo es vom Büchsenöffner bis zum Samuraischwert alles rund ums Schneiden zu kaufen gibt. Natürlich auch Tools von Leatherman, an denen man nun wirklich nicht vorbeigehen konnte.

Weiter ging es zu Outdoor-World, die ihre Kunden mit "Willkommen Angler, Jäger und andere Lügner" begrüßen. Hier gibt es alles, was der Freizeitjäger so braucht. Vom mobilen Hochsitz, der Bärenbüchse bis hin zu Quads und Hitec zur Ermittlung von Fischschwärmen.

Um 13.00 Uhr machten wir uns wieder auf den Weg zum Verleiher. Und der Laden war pünktlich geöffnet. Zu unserer Freude organisierte der Inhaber den erforderlichen Papierkrieg vorbildlich, so das wir uns schon bald in die Mopedklamotten zwängen konnten.

Eine Ultra Classic für uns. Au fein! 

Die Farbe? Na immerhin nicht rosa!

Da stand sie nun unsere Harley-Flotte, mit der wir uns in den kommenden Tagen durch das Land bewegen wollten. Eine kurzes Foto und dann ging es los zur Einführungstour. Außer Dirk, Andreas und uns beiden kannten sich die anderen schließlich mit den Eigenschaften einer Harley noch nicht aus.

Bereits die Einführungstour hat Spaß gemacht. Straßen durch eine ländliche und bewaldete Gegend. Und Durchfahrten durch Orte, die so ganz anders aussehen als in Deutschland.
Abends immer die gleiche Prozedur. Motorräder abstellen, Bremsscheibenschloss und Stahlseilschloss.
Am Abend kehrten wir bei Pizza Hut ein.
Wer viel Moped fährt muß halt auch viel essen.

 Tag 6

Blass ging die Sonne am Morgen auf. Es schien ein schöner Tag zu werden. Also erst einmal einen Kaffee mit der zimmereigenen Kaffeemaschine brühen, eine Zigarette auf dem Gang und dann der Gang zum Plastikfrühstück.

Bevor die Tour richtig starten konnte, mussten wir noch einmal zum Verleiher. Andreas wollte die Scheibe an seiner Road King abmontiert haben und ich konnte seit dem Vortag die Tankklappe nicht mehr abschließen.
Andreas konnte innerhalb einer Minute geholfen werden.

Für unser Tankschloss hatte der Dealer jedoch nur den Tipp parat auf eigene Kosten ein neues Schloss aus Knoxville zu besorgen. Von wegen. Gut, daß ich am Vortag den Leatherman gekauft hatte. Damit war die Reparatur in 10 Minuten erledigt.

Die erste Pause und die Besprechung für eine freie Fahrt. Der Treffpunkt wurde in ca. 20 Meilen vereinbart.

Wir blieben jedoch brav zusammen.

Am Treffpunkt konnten wir einer Baumfällung beiwohnen.

Schnittschutzhose, Helm, Gehörschutz und Brille - Fehlanzeige.

Eine lange Jeans, ein T-Shirt mit Arm und ein Baseball-Cap reichen auch.

Am frühen Nachmittag machten wir Pause an einem der großen Wal-Mart-Läden. Hier gibt es eigentlich alles, was man zum Leben braucht.

Für uns war es eine willkommene Gelegenheit unseren Proviant an Getränken aufzufüllen, denn bei der Wärme bekam man mächtig Durst.

Nach einem kurzen Umweg über Gatlinburg fuhren wir durch Pigeon Forge zu unserem Hotel in Sevierville zurück.

Die Orte gehen ineinander über, wenn die Amüsiermeile rechts und links der Straße durchgeknallter wird, ist man in Pigeon Forge angekommen.

Pigeon Forge. Ein Vergnügungstempel neben dem anderen. Hier fallen an den Wochenenden Heerscharen von Besuchern ein, um einmal richtig die Sau rauszulassen. Was für ein Kontrast. Nur wenige Meilen entfernt beginnen die Great Smoky Mountains.

 Tag 7

Heute stand Witch's Knuckle auf dem Programm.

Vorher wurden von Dirk die Mopeds erst einmal standesgemäß beflaggt.

Um nicht zu viel Zeit zu verlieren fuhren wir bis hinter Knoxville auf der Interstate um in unser Zielgebiet zu kommen.

Erster Halt an einem See mit Campground, Grill, Kaminen, Sitzgelegenheiten, Badeinsel und, und, und.

Am Wochenende wird es hier vor Ausflüglern nur so  wimmeln. Wir waren jedoch an diesem Morgen die einzigen Besucher.

Bei der Weiterfahrt auf den leicht hügeligen und kurvigen Straßen machten wir hinter der Gruppe wieder die "himmelblaue Laterne".
Unplanmäßiger Halt war eine Straßenbaustelle, wo der Sprengmeister wohl ein wenig zu tief in die Dynamitkiste gegriffen hatte. Also mußte der ganze Schutt erst einmal wieder von der Fahrbahn geräumt werden. Na ja, groß genug für den Abtransport sind die LKWs jedenfalls.
Eines der Etappenziele war der Pinnacle-Overlook im Cumberland Gap National Historical Park.

Der Aussichtspunkt liegt im Dreiländer-Eck Virginia, Kentucky und Tennessee. Ehe man sich versieht, steht man mit einem Bein im anderen Bundesstaat. 

Der Pinnacle-Rock mit Aussicht auf den Cumberland Gap.

Der weitere Verlauf der Strecke führte uns durch dünn besiedelte Gebiete, mit vereinzelten Holzhäusern oder Mobile-Homes in teils erschreckendem Zustand.
Mittendrin "Hillside Market". Was hier ein wenig ärmlich aussieht, muß den Leuten dort vorkommen wie ein großer "Wal Mart".  Ähnlich wie dort gibt es auch hier vom Muffin bis zur Tüte Nägel alles, was die Leute zum Leben brauchen.
Während der kurzen Pause die wir dort machten, hatte ich das Gefühl, das hier Touristen eher selten durchkommen.
Am Nachmittag fuhren wir noch am Norris Dam vorbei zum Museum of Appalachia. Es war leider schon zu spät für eine Führung. Also schnell noch in den Gift-Shop und dann weiter. Einen letzten Halt machten wir bei einem Antiquitätenhändler, wo Andreas noch ein paar alte Autokennzeichen kaufen wollte.

Um etwas Zeit zu sparen nahmen wir wieder die Autobahn für den Rückweg.

Haargenau die richtige Entscheidung. Kaum hatten wir die Mopeds "nachtfein" gemacht, landete auch schon der erste Tropfen auf der Sitzbank. Bereits eine halbe Stunde später bekamen die Maschinen die erste und einzige Vollwäsche.

 Tag 8

Am kommenden Tag war der Regen vergessen.

Rainer hat sich für die folgenden zwei Tage auch eine Harley geliehen um die interessantesten Strecken der Tour auf dem Motorrad mitfahren zu können.

Diesmal machte Dirk die "rote Laterne".

Zunächst wechselten wir wieder einmal den Bundesstaat.
Diesmal fuhren wir nach North Carolina ein.
Die Streckenführung wurde kurvenreicher und steiler. Die ersten Tunnel wurden durchquert.
Wir kamen zum Highlight des Tages.

Einen Teil des Blue Ridge Parkways wollten wir heute unter die Räder nehmen.
Einen kleinen Teil deshalb, weil die Gesamtstrecke des Parkways ca. 470 Meilen beträgt.

Noch eine kurze Rast, bevor es auf ca. 20 Meilen frei Fahrt ging. Treffpunkt sollte der höchste Punkt des Parkways sein.
Herrlich!
Keinen vor der Nase, eine Superstrasse, tolles Wetter und der beginnende Indian-Summer. Das gibt bestimmt ein paar nette Bilder, dachte ich.

Doch beim ersten Fotostopp der SUPERGAU!

Die Akkus im Fotoapparat wollten nicht mehr zum ersten Panoramabild. Der GAU war perfekt.

Macht nichts, dachte ich. Wir haben ja noch die Ersatzakkus dabei. Die waren jedoch trotz Aufladen vor der Reise leerer als die originalen. Der SUPERGAU war perfekt. 

Wir haben dann ohne Display einfach draufgehalten und hoffen Euch einen Eindruck von dieser schönen Strecke vermitteln zu können.
Am höchsten Punkt des Parkways wollten wir uns dann zum Gruppenfoto treffen.

Doch Lothar hat auf einmal Gas gegeben, den Treffpunkt übersehen und war schon wieder auf dem Weg ins Tal.

Es hat eine gute halbe Stunde gedauert, bis Dirk ihn wieder eingefangen hatte.

Kurze Zeit später ist mir ein ähnliches Missgeschick passiert. Noch einmal 30 Meilen freie Fahrt. Treffpunkt sollte das Visitor-Center sein. Da ist also ein Haus an der Strasse. Das sollte man in dieser Einöde ja nicht übersehen, dachte ich.

Nach ca. 36 Meilen wendete ich und auf dem Rückweg fand ich die Einfahrt zum Visitor-Center, das ein paar hundert Meter entfernt auf einer Anhöhe lag.

An diesem Tag gab es jedenfalls keine freie Fahrt mehr!

Letzter geplanter Halt für diesen Tag war das Harley-Museum Wheels through time in Maggie Valley. Der Laden wirbt mit dem Slogan "The museum that runs". Das konnte man wörtlich nehmen, denn der Abgasgeruch im Museum war schon enorm.
War ja eigentlich auch kein Wunder, denn der nette Museumsmitarbeiter schmiss auch schon mal einige Schätzchen an und ließ es im Laden krachen.
Die Near-A-Car haben wir bereits 2002 auf dem Weg nach Seiffen gesehen.
Was denn Evelin, auch schon reif fürs Museum?
So viel hat sich äußerlich seit 1984 an der E-Glide  nicht getan.
Böse Zungen behaupten, Harley hätte bei der Entwicklung der Cross Bones hier Designstudien betrieben. Wie die nur darauf kommen ???

Dann waren die Akkus des Fotoapparates aber vollends breit und unsere Zeit in diesem tollen Museum war vorüber. Leute, wenn ihr in der Gegend seid, laßt Euch einen Besuch dort nicht entgehen. Ihr müßt nur viel Zeit mitbringen, da es so furchtbar viel zu sehen gibt.

Tja Lothar, eine Harley ist halt keine Enduro. Lothar ist bei einer Wendung so perfekt den Bordstein heruntergerempelt, daß man zu der Feder seines Seitenständers nur noch sagen konnte - Patient tot!

Der nette Museumsmitarbeiter konnte zwar erst einmal mit einer Ersatzfeder aushelfen, damit hing der Ständer jedoch wie bei Uwes "Alter Dame".

Durch reinen Zufall gibt es in Pigeon Forge einen Harley-Händler, der auch die passende Feder auf Lager hatte.

Diese haben Andreas und ich am folgenden Morgen eingebaut, wofür Lothar uns glaube ich ein Bier spendiert hat!

 Tag 9

Ein Highlight der Tour war sicherlich die Fahrt zum Tail of the Dragon.

318 Kurven auf 11 Meilen. Da sollte man schon schwindelfrei sein.

Zuvor wollten wir jedoch noch einen Kaffee trinken.

Dieser Laden hatte allen möglichen und unmöglichen Firlefanz, aber einen Kaffee haben wir dort nicht bekommen.

Also weiter zu den heißgeliebten Tankstellen. Dort gibt es auch alles mögliche zu kaufen. Unter anderem auch Gift. Einfach Wasser dazu, fertig. Man sollte vielleicht vorher an dem schwarzen Gebräu riechen. Nicht das da mal einer die Töpfe vertauscht.

Die Anfahrt erfolgte bei Superwetter durch die Bergwelt der Appalachen.

Rast an einem Fluß, dessen Bett aus massivem Stein besteht.

Auf beiden Seiten des Tail of the Dragon befinden sich gut besuchte Motorradfahrer-Treffpunkte.

Hier der Link zu einem.

Das Schild stand echt passend. Nur die Zeile mit den Worten "T-Shirts and Souvenirs" habe ich entfernt.
Eine praktische Einrichtung ist dieser Baum.

Fällt man bei dem Ritt auf die Fresse, braucht man die ganzen kaputten Teile nicht mit nach Hause schleppen. Man hängt sie einfach an den Baum. 

Wie man sieht, geht da öfters mal was zu Bruch.

Während wieder einige auf dem Hinterrad startend von dannen zogen, humpelte uns bereits einer auf dem Parkplatz entgegen. Das Moped schiebend und die stark blutende Wunde am rechten Knie mit Panzertape verbunden.

Tja, es gibt Tage, die sind halt gebraucht.

Aber gut für den Baum. Ich glaube, da oben rechts ist noch ein wenig Platz.

Evelin war während des folgenden Ritts irgendwie mit Festhalten beschäftigt und konnte deshalb leider keine Fotos machen.

Dieses haben dann professionelle Fotografen am Straßenrand für uns erledigt.

Dank an Hartmut, der die Fotos noch einmal ausfindig gemacht hat.

Andreas hatte sich wohl bei der Abfahrt mit dem Kurvenzählen vertan, und mußte die Strecke unbedingt noch einmal abfahren. Wir machten uns derweil auf den Weg ins Hotel.

Da Lothar seine Maschine zur falschen Seite geparkt hatte (der Ständer sitzt nämlich links) konnten wir am Folgetag noch einmal den Harley-Händler besuchen.

 Tag 10

Die letzte geplante Tour der Reise führte uns in zwei weitere Bundesstaaten.

Bei den Indianer-Souvenirs wäre ich beinahe schwach geworden. Aber unsere Rucksäcke waren bereits so voll.

Insgesamt 4 Staatsgrenzen, nämlich Tennesse, North Carolina, South Carolina und Georgia passierten wir an diesem Tag.
Da ein Irokesenschnitt bei Goldwing-Fahrern ein wenig affig aussehen würde, versucht man es einfach einmal mit blonden Zöpfen.

Ein letzter Stopp auf einem Parkplatz in den Great Smoky Mountains. Am nächsten Tag sollten die Motorräder wieder abgegeben werden. Für den einen oder anderen schon einmal die Möglichkeit, sich von dieser fantastischen Landschaft zu verabschieden.

 Tag 11

Ein supersonniger Tag kündigte sich an.

Der Termin für die Abfahrt zum Verleiher war auf 15.30 Uhr festgesetzt.

Also noch genug Zeit auf eigene Faust eine kleine Tour zu unternehmen.

Evelin und ich schlossen uns Hartmut und Petra an um einen Aussichtspunkt zu besuchen, an dem wir die Tage zuvor leider nicht angehalten hatten und noch die eine oder andere Fotopause einzulegen.

Ja genau hier wollten wir hin. Der Wald gibt den Blick auf das Flachland frei. Genau der richtige Platz, um die Seele ein wenig baumeln zu lassen.
Aber es gab noch mehr zu sehen. Also weiter den beiden hinterher.
Der Tallassee Store am anderen Ende des Tail of the Dragon. Kurzer Stopp für die Dackelblasen, zum Souvenirkaufen und zum in der Sonne sitzen.

Und auf einer ausgehängten Weltkarte konnten wir unsere Herkunft mit einer bunten Nadel verewigen.

Nicht viele Nadeln steckten in Europa und noch viel weniger in Deutschland. Es ist halt eine Gegend, wo die Amerikaner Urlaub machen.

Bei dem Anblick müssen Fans amerikanischer Autos jetzt doch weinend am Monitor zusammenbrechen.
Endlich konnten wir einmal ein Foto von diesen Briefkästen machen.

So sehen hier nicht wenige Grundstücke aus. Viel Holz und Wellblech. Und drum herum eine Menge Schrott.

Es geht aber auch anders. Hier das Anwesen eines Eisenbahn- und Coca Cola-Fans.

Ich würde mal sagen, eine typisch amerikanische Kleinstadt.

Nun wurde es aber Zeit, zum Hotel zu fahren. Von dort noch einmal zum Volltanken und dann zum Verleiher, um die Harleys wieder abzugeben, mit denen wir 1400 Meilen durch die Gegend gefahren sind.

Zum Trost fuhren wir am Abend zum Essen nach Pigeon Forge zum Texas Roadhouse.

Der Laden war voll und wir hatten eine gute halbe Sunde Wartezeit bis endlich ein passender Tisch frei wurde. Die konnte man sich mit Erdnußkauen verkürzen, wobei es hier üblich war, die Schale einfach auf den Boden zu werfen. Was meint Ihr, wie es in dem Laden drinnen ausgesehen hat.

Tja Mc D!
An dem Hamburger könnt ihr euch mal ein Beispiel nehmen.

Als das Teil "fertiggebaut" war, war es allerdings so hoch, daß man nicht mehr vernünftig davon abbeißen konnte.

 

 Tag 12

Die folgenden zwei Tage stand noch einmal ein Besichtigungsprogramm auf dem Plan.

Mit Rainer und Lothar zusammen fuhren wir nach Chattanooga.

Dort besuchten wir zunächst das Aquarium

Wir haben ja auch schon einige Aquarien besucht, aber was die Amerikaner "hingezaubert" haben, alle Achtung!

Die beiden Gebäude sind in Fluss- und Seewasseraquarium unterteilt. Gerne hätten wir dort noch mehr Zeit verbracht, aber eine ca. 4-stündige Rückfahrt saß uns im Nacken.

Danach statteten wir noch dem legendären Chattanooga Choo Choo einen Besuch ab.

Außer einem bunten Zug war dort allerdings nicht so viel zu sehen.

Schuld an dessen Berühmtheit war wohl wirklich nur Glenn Miller.

 Tag 13

Am nächsten Tag besuchten wir noch die Jack Daniels Brennerei in Lynchburg.

Das ist ungefähr genauso, als würde jemand in Frankfurt sagen, er müsse bei seinem Deutschlandtrip unbedingt noch nach Wolfenbüttel zu Jägermeister.

Aber wir waren so bekloppt.

Es gab schon ein paar interessante Sachen, die uns der Guide erzählte.

Zum Beispiel, das dieser Safe Jack Daniels umgebracht hat.

Oder das man aus einem Fass 240 Flaschen No.7 abfüllen kann.

Und ihr könnt ja schon einmal ausrechnen, was ihr für die Flaschen  (wenn man sie überhaupt bekommt) in Deutschland bezahlen muß.

Ansonsten ist Lynchburg ein verschlafener Ort. Dieser Store vertreibt ausschließlich Produkte rund um die Destille (ist vergleichbar mit dem Jägermeister-Shop).

Wenn es jetzt noch einen Harley-Händler am Platz gegeben hätte, wäre die Idylle perfekt gewesen.

So aber starteten wir mit Fusel-Shirt und Fusel-Buckle zur Rückfahrt in das entfernte Sevierville.

 Tag 14

Eigentlich ein viel zu schöner Morgen, um jetzt abzureisen. Aber so ist das mit dem Urlaub. Irgendwann ist die schöne Zeit mal vorbei. Und das letzte Plastikfrühstück holte mich dann auch wieder in die Realität zurück. In Washington sind sie wenigstens bei der Eisenzeit angekommen (zumindestens was das Besteck betrifft).

Komisch, die Säcke sahen doch bei dem Hinflug viel kleiner aus?

Hat aber dennoch alles in das Auto gepasst.

Pünktlich zum Feierabendverkehr trafen wir dann wieder in Washington ein.

Dirk fuhr noch einmal zum Harley-Händler um sich eine Jacke zu kaufen. Da mußten wir natürlich mit. Und siehe da! Die bestellten Teile waren bereits eingetroffen und wir konnten sie direkt mitnehmen. Auch wenn das bedeutete, die ganzen Säcke zum Verpacken noch einmal zu öffnen.

Am Abend gingen wir noch einmal in die "Burgerschmiede".

Beim Restetrinken hörten wir "unserem" Springbrunnen zu, wie er lauthals vor sich hinpladderte. Als das Teil um 22 Uhr ausging und man sich in Zimmerlautstärke unterhalten konnte, waren wir heiser und müde und gingen ins Bett..

 Tag 15

Keine Chance!
Die Zeitschaltuhr ist über Nacht nicht kaputt gegangen und somit waren wir wieder pünktlich auf den Beinen.
Die Zeit bis zum Abflug schlugen wir noch in einer Einkaufsmeile bei Washington tot, wo sich eine Nobelmarke an die andere reihte.

Am frühen Nachmittag dann kam Bewegung in die Sache.

Die Autos abgeben, und mit dem Transfer-Bus zum Flughafen fahren.

Beim Einchecken gab es noch ein paar Probleme mit der Latte eines "original" Fusel-Fasses, die Andreas in dem Jack Daniels-Shop gekauft hatte.

Also ab damit in einen unserer Säcke und mit SAS-Tape verklebt. Ich habe schon meine Unterhosen über den Kopenhagener Flugplatz wehen sehen aber das Band hat gehalten.

Zum Glück hatten wir diesmal andere Sitzplätze. So bestand eine Chance, daß ich nicht wieder den Dackelblasen bei ihrem Klogang zugucken mußte.

8 Stunden später um 07.30 Uhr des Folgetages sehen wir alle nicht mehr so frisch aus.

Man wollte halt nur noch nach Hause. Und das sich das eine Triebwerk des Anschlussfluges angehört hat wie eine schlecht eingestellte BMW, hat auch niemanden mehr gekümmert.

Aber eine SUPER-Organisation. Bei unserer Ankunft stand der Transit für den Rücktransport schon bereit und brachte uns sicher nach Hause.

Was bleibt:

Ne ganze Menge Patches und Pins für die Kutte, viele T-Shirts, ein paar Teile für das "Eisenschwein", eine DVD voll mit Bildern aller Teilnehmer.

Aber das Wichtigste was bleibt sind die Erinnerungen an einen wirklich tollen Urlaub.

Wir möchten uns noch einmal bei Dirk und Rainer, unseren Organisatoren, sowie bei den Teilnehmern Andreas, Hartmut, Lothar und Petra für die schöne Zeit bedanken.