USA-Tour 2012
Natürlich hat auch in diesem Jahr wieder eine USA Tour stattgefunden. Durch sehr ungewöhnliche Umstände habe ich an dieser Tour teilgenommen, während die beste Sozia von allen in Deutschland das Haus hüten musste.
Als Teil der Begleitcrew fuhr ich allerdings bis auf wenige Ausnahmen im Auto mit.

Aber Karsten Wessels (ein Teilnehmer der Reise) hat von der Tour einen ausführlichen Reisebericht verfasst, den ihr hier nachlesen könnt. Es lohnt sich!

Und vielleicht kommt der ein oder andere auf den Geschmack, auch einmal über den grossen Teich zu fliegen, um dort mit dem Bike unterwegs zu sein.

Vorwort
Es begann mit einer zuerst scherzhaften Bemer-kung.
Im Januar 2011 saßen wir mit einigen Leuten von unserem Stammtisch im Zug auf der Rückfahrt von den Hamburger Motorradtagen.
Inspiriert vom Messegeschehen machten wir „Reisepläne“.
Henning und ich malten die Idee einer Motorradreise in den USA aus. Nach einer Weile merkte ich an: „Du, ich meine es ernst!“ Darauf Henning: „Ich auch.“ Damit war der Grundsatz für ernsthafte Vorbereitungen gefasst.

Als Zeitpunkt erschien uns der Juni 2012 passend. Ziel sollte der Südwesten der Staaten sein, mit den bekannten Nationalparks, Sehenswürdigkeiten und einem Stück der Route 66. Selbst organisieren, oder sich einer Reisegruppe anschließen? - war die nächste Frage. Wir sammelten Informationen, studierten Karten und Literatur, recherchierten im Internet, ermittelten Preise und holten Angebote von professionellen Veranstaltern ein. Am Ende entschieden wir uns für die Veranstalter „USA-Motorradreisen“, Rainer Hasselmann und Dirk Drewes aus dem Harz.
Es fand sich dann eine Gruppe von 4 Interessierten, schön überschaubar. An einem Novembertag trafen wir uns zum Kennenlernen in Wolfenbüttel. Es passt, stellten wir gemeinsam fest und so buchten wir die Reise. Die Organisation seitens der Veranstalter klappte prima. Regelmäßig wurden wir über den Stand der Planungen und Buchungen informiert. Zum Schluss stellten sie uns eine Infomappe mit allen notwendigen Reisedaten und Informationen, sogar Kofferanhängern zur Verfügung.

Bei Louis besorgten Henning und ich uns jeder die große Biker-Reisetasche von Moto-Detail, sowie einen Jethelm; denn auf der Harley-Road-King mit unseren bewährten Integralhelmen zu fahren, erschien uns denn irgendwie nicht passend. Bei Louis fand ich den HWY1-Helm und probierte diesen noch auf meiner Maschine aus, um zu testen, wie es sich anfühlt, bzw. anhört; wie es mit Brille und Sonnenbrille geht, usw. Na, ja, es geht. Mit Sonnenschirm, Vollvisier und klappbarer Sonnenblende ist der preiswerte Helm überraschend gut.

Der Abflug von Hamburg war ja für Henning und mich schön dichtebei, sodass wir selbst anreisen konnten. Pünktlich um 5:00 Uhr trafen wir uns am 6. Juni im Terminal 1, HH-Airport. Damit begann nun unsere 17-tägige Reise in die USA. Zielflughafen, Ausgangsort und Schlusspunkt der Tour war San Francisco.
Mit Britisch Airways flogen wir zuerst nach London-Heathrow und weiter mit Virgin-Atlantik nonstop nach San Francisco.

Die eigentliche Motorradreise umfasste 12 Tage/ Etappen mit ca. 4300 km.
Nach 2 Tagen Eingewöhnung, Stadterkundungen sowie Übernahme der Motorräder fuhren wir zuerst auf dem Highway Nr.1 an der Pazifikküste entlang Richtung Süden, dann ging´s ostwärts durch die Mojavewüste.
Ein Stück nahmen wir die legendäre „Route 66“ mit ihren kuriosen „Sehenswürdigkeiten“ unter die Räder und reisten dann weiter zum Grand Canyon, South-Rim. Ost- und nordwärts durchquerten wir den Canyon bis zum Zion Nationalpark.

Wir orientierten uns dann wieder westwärts, fuhren am Lake Mead entlang zum Hooverdam. Las Vegas streiften wir nur im Außenbereich, um ins Death-Valley zu gelangen. Nachdem wir die Durchfahrt überlebt hatten, ging´s rüber zur Sierra Nevada. Richtung Norden fuhren wir an der Ostseite der Bergkette entlang bis rauf zum Monolake.

Am Tioga-Pass überquerten wir die Sierra Nevada und erreichten mit 3300 Metern unseren höchsten Punkt der Tour und damit auch einen der höchsten Pässe in Nordamerika. Dieser Tag war ganz dem Yosemite-Nationalpark, einem der Höhepunkte der Tour, gewidmet.

Zusätzlich zu den grandiosen Aussichten der beeindruckenden Landschaft begegneten wir Hirsch, Bär und Kojote. Der Abstecher zum Glacierpoint ist in jedem Fall zu empfehlen. Am Aussichtspunkt bietet sich ein atemberaubendes Panorama auf die Bergwelt mit dem Halfdom und den Wasserfällen.

Zurück nach SF bereisten wir auch die ehemalige Goldgräberstraße und durchquerten einen Teil des Kalifornischen Weinbaugebietes.

Auf dem Rückweg in die Stadt durfte natürlich auch eine Fahrt über die Golden-Gate-Bridge und auf die Twin-Peaks nicht fehlen, bevor wir die Harleys wieder bei Eagle-Rider zurückgaben.


Die Rückreise war leider von einigen Flugverspätungen gekennzeichnet, aber das sollte den Genuss der Reise nicht schmälern.

Fazit: Es war eine geführte Tour; so hatten wir sie auch gebucht. Damit war es für uns Teilnehmer sehr bequem. Wer noch nie in den USA war und ggf. über wenige Englischkenntnisse verfügt sowie Rundumservice möchte, ist mit diesem Angebot gut bedient. Rainer und Dirk bereiten alles sehr gut vor und haben so Ihre Erfahrungen. Für Biker mit einiger Auslandserfahrung, Englischkenntnissen, Orientierungssinn und Organisationstalent wäre es aber auch kein Problem, eine solche Tour mit einem Hauch von Abenteuer selbst unter die Räder zu nehmen. (auch ohne Navi) Eagle-Raider ist als Vermieter vor Ort uneingeschränkt zu empfehlen.
Die Harleys waren durchweg in Ordnung und sind die 2500 Meilen völlig problemlos gelaufen. Auch die für uns gebuchten „Best-Western-Hotels“ bieten einen sehr guten Standard.

 Tag 1

Nach mehr als 12 Stunden Flugzeit mit Stop-Over in London-Heathrow sowie der aufwändigen, amerikanischen Einreiseprozedur kommen wir in San Francisco an.
Dirk und Heino, unsere Tourguides holen uns mit dem Mietwagen am Airport ab. Nach gut ½ Stunde Fahrt erreichen wir die City an der Seventh Street, Downtown und checken im Best Western-Hotel ein.
Auf der gesamten Reise übernachten wir dann in Häusern dieser Kette. Nun heißt es erst mal, sich etwas akklimatisieren, die Zeitverschiebung zu verdauen und schon ein wenig die Stadt erkunden.

Wir fahren mit den nostalgischen Cablecars, die als Touristenattraktion erhalten werden und gleichzeitig auch Bestandteil des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sind. Ein Citypass ist im Reisepreis inbegriffen und ermöglicht uns, alle öffentlichen Verkehrsmittel und manche touristische Einrichtungen kostenlos zu nutzen.
 Tag 2
San Francisco-Sight-Seeing

Bei Toni nebenan bestellen wir ein typisches, amerikanisches Frühstück (Tonis-Mega Breakfast)
with scrambled eggs, toast, bacon or ham, jam, fruit, orange-juice and coffee.
Gut gesättigt haben wir einen ganzen Tag zur Verfügung, uns die Stadt anzusehen. Mit einem roten Doppelstockbus sind wir hop on - hop off, auf Tour.

In einigen Bussen gibt es die Erklärungen über Kopfhörer auch in Deutsch. Auf den oberen Plätzen sitzt man im Freien. Unter den Oberleitungen ist das Aufstehen verständlicherweise streng verboten. Man könnte die Strom führende Leitung fast mit der Hand greifen, was einem wohl nicht so gut bekommen dürfte.
Wir fahren über die Golden Gate Bridge und steigen auf der Nord-Seite aus. Hier ist ein guter Fotopoint und wir schießen Unmengen Bilder.
Zurück geht´s zu Fuß, nochmals Fotos machen. Dann fahren wir mit der F-Line wieder zum Fishermans Wharf, von wo eine Bootsrundfahrt startet.
Dabei sehen wir die Brücke nun auch von unten.
Auf dem Rückweg umfahren wir die Insel Alcatraz.

Zum touristischen Pflichtprogramm am Pier 39 gehört natürlich auch der Besuch der Sea-Lions.
Die Robben lümmeln dort gelangweilt auf den Pontons herum. Vielleicht zeigt auch die Verschwendungssucht der modernen Fotografie Wirkung.
Die unendliche Digital-Knipserei scheint die Tiere zu ermüden und sie liegen deshalb sichtlich geschafft auf der Plattform. Dennoch bemühen sich einige, immer wieder für die massenhaft fotografierenden Touristen pflichtgemäß zu posieren.
Nachdem wir auch unsere Kameras entsprechend zum Einsatz gebracht haben – soviel Respekt für die Bemühungen der Tiere ist ja wohl Ehrensache-, genießen wir unser Abendessen im Hardrock-Cafe.
Die Rückfahrt erfolgt wieder mit der F-Linie, diesmal in einem Wagen der nostalgischen Kategorie.
Es rumpelt und quietscht, als sei man in Prag zu Beginn der neunziger Jahre unterwegs.

Die Amerikaner verstehen es meisterhaft, alten Kram als besonders touristisches Flair zu vermarkten.
Und so kaufen sie alte Straßenbahnwagen aus vielen Staaten der neuen Welt auf; nicht nur um deren unrühmliches Ende in einer Schrottpresse zu verhindern – nein! Diese werden herausgeputzt (wobei der alte Name dran bleibt) und dann zur Freude der Touristen und als Bestandteil des ÖPNV in San Francisco auf der F-Line eingesetzt.
 Tag 3

Tag zur freien Verfügung

Zuerst gehen wir gemeinsam in die Stadt um bei Loris Diner ausgiebig amerikanisch zu frühstücken.
Henning und ich fahren danach zum Union Square. In dessen Umgebung sind viele Geschäfte namhafter Marken. Also versuchen wir, uns etwas dem Shopping hinzugeben, kaufen allerdings nichts Erwähnenswertes ein.

Chinatown ist so bunt, wie man es erwarten kann. Neben dem amerikanischen pflegen die Menschen ihre alte Kultur und auch ihr Chinesisch.

Gleich nebenan sind wir in Little Italy und sehen um die Mittagszeit (bitte die Zeitverschiebung bedenken) bei einem Espresso die Schlussphase vom Europameisterschaftsspiel Russland-Tschechien (4:2).
Ich komme nicht umhin, etwas zur sozialen Situation der Menschen in SF anzumerken. Unser Hotel liegt Down-Town und grenzt an „Tenderloin“,, welcher als „Problemstadtteil“ gilt. Auf den Straßen sehen wir viele sozial randständig lebende Menschen, offensichtlich Drogenabhängige, Obdachlose und auf andere Weise Ausgegrenzte. Manche haben ihre „gesamte Habe“ in einem Einkaufwagen dabei. Auf Fotos verzichte ich aus guten Gründen.

Für das heutige Abendessen haben wir ein portu-giesisches Lokal ausgewählt, welches in zwei verbundenen Eisenbahnwaggons eingerichtet ist.
Die Anfahrt erfolgt wieder mit den Cable Cars über die Hügel der Stadt.
Auf dem Rückweg erleben wir eine sehr authenti-sche Black-Blues-Band auf der Straße.

Die 3 Männer wirken mittelamerikanisch. Ihre Mu-sik ist authentisch und gut. Ich hätte noch länger zuhören können.
 Tag 4

Die Tour beginnt. San Francisco-Monterey:
Als Eingewöhnungstour soll es heute bei etwa 197 Km bleiben.
Zuerst übernehmen wir gegen Mittag bei Eagle-Rider unsere Harley-Davidson-Motorräder.

Dieses dauert eine Weile und da vorher noch keiner von uns wirklich Harley gefahren ist, wird uns alles ausgiebig erläutert. Ein bisschen Aufregung hat doch jeder von uns in sich, aber nach außen bleiben wir cool. Dann hat schließlich jeder von uns sein Bike für die nächsten 12 Tage.


Nun heißt es auf dem bequemen Sattel Platz nehmen und etwas Gefühl für das schwere Bike zu bekommen. Etwas ausbalancieren und mal an allen Hebeln ziehen, Spiegel ausrichten, usw. Die Technik des Zündschalters gefällt mir. Einmal entriegelt, kann der Schlüssel wieder abgezogen werden. Da kann nichts verloren gehen, wenn der Twin-Cam dich durchschüttelt. Mit dem Druck auf den Starterknopf beginnt der 1700er Motor (103 Cubic-inch) polternd seine Arbeit und läuft Harley-mäßig, leicht schüttelnd, doch sauber im Leerlauf. Die Kupplung geht butterweich, die Schaltwippe verlangt jeweils einen kräftigen Tritt nach vorne oder mit der Hacke nach unten und unüberhörbar rasten die Gänge des 6-Gang-Getriebes ein.

Der Motor zieht erwartungsgemäß kräftig von unten raus. Wir fahren ohne weitere Probefahrt los direkt auf den Highway und jeder macht sich dann auf seine Weise mit der Maschine vertraut. Ich habe mich recht schnell mit „meiner Harley“ angefreundet. Die Charakteristik ist natürlich völlig anders, als ich´s vom japanischen Vierzylinder gewohnt bin. Es erübrigt sich, mehr darüber zu schreiben, man muss es erleben. Die amerikanische Fahrweise unterscheidet sich ja bekanntlich auch von der europäischen und so passt die Harley eben gut zu Amerika.

Vorbei am Surf-Mekka Half-Moon-Bay über San Mateo und Santa Cruz haben wir rechts fast immer den Pazifik im Blick. Es ist sonnig, zum Glück kein Nebel, welcher hier ja so häufig vorkommt. Jedoch bläst ein recht kühler Westwind von rechts und versorgt uns mit frischer Seeluft.
Es erweist sich als richtig, dass wir vorsorglich jeweils das Futter in unsere Monturen eingezogen haben. Da das Wetter gut, also nebelfrei ist, machen wir einen Abstecher in das Landesinnerne und besuchen den „State-Park“ mit den Big Bassin Redwoods. Mit für hiesige Verhältnisse reichlich Kehren führt die Strecke durch eine hügelige Waldlandschaft.

Zur Harley passend tragen wir offene Jet-Helme, sodass der Fahrtwind mit einem kräftigen Duft von Kiefern, Akazien und Eukalyptus ungefiltert unsere mit Sonnencreme geschützten Nasen erreicht.
Hinsichtlich „Kurvenrisiken“ neigen die Amis allerdings zu einer Überinterpretation und bremsen uns vor jeder noch so geringen Kehre mit so drastischen „Speed-Limits“ aus, über die man bei uns nur den Kopf schütteln würde.

Ich möchte gerne etwas flotter um´s Eck, was mit der Harley auch überraschend gut geht. Jedoch sollte man sich in den USA tunlichst an die vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeiten halten. Ein Ticket kann teuer werden und das will man ja schließlich nicht unbedingt riskieren.
Teilweise befahren wir hier bessere Waldwege und kommen so dicht an die beeindruckenden, großen Redwoods heran.

Durch diesen sehr lohnenswerten Abstecher sind wir etwas in Zeitverzug geraten. Detlef hat schon nervös einen Tankstopp angemahnt (offensichtlich hat seine „Heritage-Softail“ einen etwas höheren Spritverbrauch, oder einen kleineren Tank als unsere „Road-Kings“) Zurück auf dem Hwy1 geben etwas mehr Gas. Die erlaubten 65 Meilen werden voll ausgenutzt – manchmal auch mit etwas Zuschlag. Mir gefällt´s. In Monterey finden wir unser Hotel nach dem zweiten Anlauf.
Da es hier gleich vier Best Western Hotels, davon zwei mit gleich klingender Adresse gibt, haben wir die Möglichkeit einer Verwechselung wenigstens einmal ausgeschöpft.
Abendessen im „Black-Bear-Diner“ gleich nebenan ist gut und reichlich.

Der Grundsatz des Hauses, seinen Gästen stets gut gefüllte Teller mit kalorienreicher, ortsüblicher Ernährungskultur zu garantieren, scheint auch vom Körperbau der Servicekräfte unter Beweis gestellt zu werden.
Im Hotel treffen wir später auf eine Bikertruppe aus Los Angeles. Jesse und seine Gang sind gut drauf und so wird´s ein lustiger Abend unter Bikern.

Bis gegen 23:30 Uhr ein freundlicher Cop vorbei-kommt und um Nachtruhe bittet.
 Tag 5
Monteray – Arroyo Grande 252 Km

Sehr früh morgens starten die Biker aus Los Angeles und wecken uns mit den bollernden Harleys.
Unsere Bikes sind über Nacht geflaggt. Dirk hat jedem von uns „seine Landesflagge“ an der Sissybar des Motorrades befestigt.

Vor unserem Start entwickelt sich dann eine der in solchen Gruppen unvermeidlichen Anekdoten.

Die Seilschlösser unser Leihmotorräder sind manchmal etwas fummelig zu öffnen. Detlef bekommt sein Schloss nicht auf. Auch die hilfsbereite Unterstützung der Biker aus LA bringt keinen Erfolg. Sollten wir nun etwa ein Schloss knacken müssen? Oliver versucht sich nun an seinem Motorrad und hat die gleichen Probleme. Auf die einfachste Lösung kommt man ja oftmals zuletzt: Die Beiden haben im Hotelzimmer die Schlüssel vertauscht ?.
Humor ist, wenn man über sich selbst lachen kann. Der Tag muss einfach gut werden.
Wir bleiben an diesem Tag auf der CA 1 in Küsten-nähe. Links trockene, braune Hügel, rechts die Pazifikküste.

Tiefblaues Wasser bricht sich mit weißen Schaumkronen an den zahlreichen Felsen oder läuft den Strand hinauf.
Am Horizont trifft sich das Blau des Meeres mit dem ebenso tiefblauen Himmel. Dazwischen ist eine graue Schicht See-Nebel auszumachen, der bisweilen in dünnen Schwaden die Hügel der Küste hinauf streicht und den sonnigen Tag streckenweise erheblich abkühlt.
So haben wir ständig wechselnde Temperaturen, je nach Höhenlage, Windrichtung oder Küstennähe. Genüsslich kurven wir die Küste entlang, durchqueren kleine Waldstücke sowie immer wieder kleinere Ortschaften. Eine wirklich schöne Strecke zum biken; allerdings auch wieder mit den besagten Geschwindigkeitsbegrenzungen für „gefährliche Kurven“.
Ein beliebtes Fotomotiv ist die Rocky-Creek-Brigde.

Bei „Point Piedras Blanca“ können wir am Strand die Kolonie der See-Elefanten besuchen.

Die Tiere sind im 19. Jahrhundert durch Robbenjäger so gut wie ausgerottet worden. Hier treffen wir auf eine Gruppe Aktivisten, welche mit einer beispielhaften Aktion die Tiere wieder angesiedelt haben.
Wir kommen in´s Gespräch. Die Leute sind sehr nett und einige sprechen auch ein recht gutes deutsch. Dank ihrer Bemühungen hat sich dort nun wieder eine stabile Population dieser großen Robben entwickelt.

Über uns hinweg fliegen mehrere Gruppen brauner Pelikane. Ich wusste bis dato nicht, dass diese Vögel auch in so kühlen Zonen zu Hause sind.
Ab Morro Bay biegen wir in´s Landesinnere ab.

Schon gegen 15:00 Uhr erreichen wir heute unser Hotel in Arroyo Grande.
Genug Zeit für einen entspannten Abend. Das Abendessen ist gut und schon mexikanisch geprägt. Ich beschränke mich auf ein Glas guten kalifornischen Wein zum Essen. Wasser gibt es ohnehin genug zu trinken. Der nächste Tag wird lang.

 Tag 6
Arroyo Grande – Barstow 416 Km
Richtung Mojave Wüste
Zuerst folgen wir noch über 15 Meilen dem Hwy 101 South, dann biegen wir links ab auf die 166 East. Ab hier fahren wir nun ein Stück ohne Tourguide.
Wir nennen es zukünftig immer “freie Fahrt“.
Die Sonne kommt durch und vertreibt den mor-gendlichen Hochnebel. Es wird zunehmend wärmer und die hügelige Landschaft noch trockener, als die Küstenregion schon ist. Die Sierra Madre erhebt sich rechts vor uns.
Wie bei Gruppenfahrten üblich, haben wir die Reihenfolge der Fahrer vorher festgelegt und für die Reise auch beibehalten. Ich fahre auf Position eins. Wir geben Gas und kurven mit den erlaubten 55 Meilen Richtung Cuyama. Eine einsame Ranch und wenige Rinder sind alles, was wir an Wirtschaft erkennen können.

Der Los Padres Nationalpark ist bergig, locker bewaldet und bietet viele Kurven. Einige Straßenabschnitte, Flootings, werden in Regenzeiten offensichtlich von Flussläufen überflutet. In einigen Bereichen ist sichtbar vor wenigen Jahren ein Buschfeuer durchgegangen. Verkohlte Bäume überziehen ganze Hügelketten. Einige haben das Feuer offenbar überstanden und stehen im vollen Grün dazwischen. Am Boden entwickelt sich langsam neues Leben. Hinweisschilder auf Schneeräumfahrzeuge und Glatteis erscheinen in dieser heißen und trockenen Gegend sehr unwirklich. Doch im Winter kann es kalt werden und es gibt auch Schnee, erfahren wir später.
In der Umgebung von Cuyama sehen wir dann doch nennenswerte Landwirtschaft. Allerdings geht es hier nur mit aufwändiger Bewässerung. Gemüse, Obst, Wein und eine Art Grünschnitt (Klee oder Luzerne) sind zu sehen. In Cuyama treffen wir Dirk und Heino wieder. Nochmals erleichtern wir unsere Monturen, dann geht´s in´s Apach-Valley. Wir fahren wieder allein bis etwa Frazier-Park.
Nachfolgend überqueren wir den Tejon-Pass, welcher mit einer Höhe von 1275 Metern und üblicherweise gut ausgebauter Straße aber kaum als Pass zu bemerken ist.
Nach dem Tanken erreichen wir in flotter Fahrt über die Interstate 5 und CA 138 East die Mojavewüste.
Bei der Ausfahrt Lancaster/Palmdale ist ein großer Flugzeugfriedhof zu sehen.
Es geht nun fast immer schnurgerade aus. Rechts und links in der Wüste mit wenigen, trockenen Sträuchern sind doch einige Ansiedlungen zu finden; dazwischen sogar einige recht schicke und neue Häuser.

Wovon leben die Leute hier in dieser gottverlassenen Gegend? Links am Horizont sehen wir eine große Zahl Windräder, daneben werden über dem Wüstenboden Foto-Voltaik-Anlagen in großem Stil gebaut.
Der “Lake Rosamond” und auch der “Mojave-River“ sind völlig trockene, sandige Mulden. Offensichtlich führen sie aber in Regenzeiten reichlich Wasser. An den Spuren im Sand ist dies deutlich zu erkennen.
Nach einer weiteren Rast, wo wir große Trucks und Pick-Ups mit mächtigen Wohnwagen bestaunen können, erreichen wir gegen 17:00 Uhr Barstow, unser heutiges Ziel.
Das Hotel liegt zwischen der Interstate 15 North und einer Hauptbahnlinie und ist schnell gefunden.

Das gemeinsame Tanken (im Reisepreis inbegriffen) will hier mit Dirks Creditcard nicht gelingen.
Land der unbegrenzten Möglichkeiten?!
Wir werden morgen früh eine Tankstation suchen, wo es mit der Creditcard geht.

Mit dem obligatorischen Budweiser beenden wir den Tagestörn und ein Bad im Pool tut nach der Tageshitze auch richtig gut. Da es in diesem Ort augenscheinlich kein ordentliches Restaurant gibt, ordern wir einen Pizzaservice und runden den Abend mit Pizza aus der Hand beim Sun Down ab.
 Tag 7
Barstow – Kingman 364 Km
Der Tag beginnt erwartungsgemäß warm. Wir starten sehr früh und nachdem der Tankversuch an einer anderen Station gelingt; begeben wir uns für die ersten 50 Meilen wieder auf die Interstate, um dann bei Ludlow auf die alte Route 66 abzubiegen. In freier Fahrt wieder auf uns allein gestellt, brettern wir durch die endlose Weite.
Links und rechts der Straße sieht man nur die halb-verdorrten Büsche, die manchmal in Westernfilmen vom Sturm durch die Stadt getrieben werden. Schwarzes Lavagestein tritt häufig zu Tage und färbt weite Flächen in der Sandwüste dunkel und gibt auch der südlichen Bergkette der Black Mountains ihren Namen.
Die alte Straße ist über weite Strecken in einem weniger guten Zustand und wir werden etwas durchgeschüttelt.

Einige Meilen vor Amboy ist die Route dann aber überraschend frisch geteert. Hier ist denn auch das Wappen der Route 66 neu auf die Straße gemalt. Wir halten und machen Fotos.
Amboy, dieser einsame Ort auf halber Strecke besteht nur aus einer Tankstelle mit Bar.

Roy, der betagte Betreiber, trägt einen Revolver im Hosenbund. Hier draußen ist er weitgehend auf sich allein gestellt und muss sich ggf. verteidigen können. Er hat gerade Besuch vom Sheriff und die beiden plauschen recht entspannt.
Eine Gruppe Harley-Fahrer trifft von Norden kom-mend ein und wir kommen in´s Gespräch. Die vier kommen aus Spanien und bereisen die gesamte, alte Route 66 east-west. Wir reisen weiter - auf Straßen bis zum Horizont.
Der nächste Treffpunkt ist Essex. Links von der Straße entdecken wir mit Steinen gelegte Schriftzüge. Wir halten und Henning beginnt, den Namen unseres Netbiker-Stammtisches in die Sandböschung zu legen. Ich helfe ihm und so sind wir als „POLAR“ dort in der Wüste verewigt.

Essex ist dann genau so einsam wie Amboy. Einige halb verfallene Häuser weisen darauf hin, dass es hier wohl auch schon einmal mehr Einwohner gegeben hat. In Needles, der heißesten Stadt der USA überqueren wir den Colorado. Wir suchen die Tankstelle auf, die uns auch Schatten bietet. Nach dem Tankstopp und kurzer Rast machen wir uns auf den Weg nach Oatman/Arizona.
Dieser typische Western-Ort ist eine ehemalige Goldgräberstadt und auch noch so erhalten. Mit seinen Bretterhäusern diente Oatman schon mehrfach als Kulisse und ist daher auch durch zahlreiche Westernfilme bekannt. Heute ist in fast jedem Haus ein Souvenirladen.
Schilder wie „Bikers welcome“ sprechen Leute wie uns als heutige Route 66-Fahrer klar als Zielgruppe an.
Auf der Straße laufen „wilde Esel“ (Borros) herum, betteln die Touristen an oder lassen sich mit ihnen fotografieren.
Um die Mittagszeit wird an manchen Tagen eine ebenso legendäre wie alberne Schießerei für die Touristen nachgestellt. Heute aber leider nicht.
So klappern dann auch wir auf der Suche nach Souvenirs einige Läden ab. Neben dem üblichen Touristen-Kitsch gibt es auch „Echtes“.

So ein originalgetreuer Revolvergürtel aus dickem Leder hätte mich als 12-Jährigen wohl so richtig stolz gemacht. Heute kostet so ein Teil fast 100 $.
 
Zu teuer für einen spätjugendlichen Spaß. Und wo sollte ich so ein Teil zu Hause auch hinhängen? Ich käme mir albern vor, solch einen leeren Holster, völlig unpassend zur europäischen Einrichtung, an die Wand zu hängen. Und einen Revolver (ob echt oder Deko) dürfte man bei uns auch nicht so „lagern“.
Für runde 8 Dollar erstehe ich eine geschlossene Biker-Sonnenbrille mit Gummizug, die mir für die weitere Reise zugluftfreie Augenwinkel sichert.
Hinter Oatman kurvt die Straße mit einigen Serpentinen über den Sitgreaves-Pass. Dahinter bietet die kleine, historische Tank- und Raststätte wieder reichlich Fotomotive mit alten Autos, welche am Straßenrand oder auf dem Parkplatz geschickt touristisch in Szene gesetzt werden, um so der Route 66 etwas vom Flair der 50-er Jahre zu erhalten.
Der Ford steht mir doch gut?

Mit dem Bewusstsein, das auch ich schon auf der Welt war, als dieses Auto noch benutzt wurde, wird mir unmissverständlich klar, dass meine Lebensjahre gemeinsam mit dem Baujahr dieses Autos weitergezählt werden. Der Wagen erreicht hier ein so hohes Alter, weil er zwar trocken in der Wüste steht und doch ständig blau ist. Ich möchte ein hohes Alter erreichen, weil ich regelmäßig trinke, aber ohne blau zu werden. Mal sehen, wer länger hält.
In dem dann folgenden weiten Tal stehen zwischen den Wüstenbüschen verstreut einige Häuser und Wohnwagen. An der Straße sind immer die dazugehörigen Briefkästen aufgereiht.
Wer zum Teufel wohnt hier freiwillig in dieser öden Wüste? Südöstlich in der Ferne, am Rande der Hualapai-Mountains ist so etwas wie ein Zementwerk zu sehen. Kurz bevor wir die Interstate 40 erreichen, kommen wir an einem Logistikzentrum vorbei. Vielleicht sind die beiden Unternehmen ein Teil der wirtschaftlichen Grundlage für ein Leben in dieser Gegend.
Über ein kurzes Stück der Interstate 40 erreichen wir Kingman, unser Tagesziel.
Das Hotel ist wieder prima. Nebenan gibt es ein vielversprechendes Restaurant, in dem wir zu Abend essen.
Allerdings haben sie keine „Bierlizenz“ und dürfen nichts Alkoholisches ausschenken –auch so etwas gibt es.
Vielleicht hat es doch mit gewisser Vorsorge zu tun; denn Bier richtig zu handhaben, versteht auch nicht jeder.

Das abendliche Budweiser mag ich nicht so gerne aus der Dose trinken. Also nehme ich ein Glas aus dem Hotelzimmer und will mir lässig und schwung-voll einschenken. Platsch! Prallt der edle Gerstensaft auf die faltenfrei über den Glasrand gespannte Folie und kleckert auf den Gehweg. Tja, auch mit den umfangreichen Hygienemaßnahmen des amerikanischen Hotelgewerbes muss man umgehen können. Mit Brille wär´ das nicht passiert.

Kingman ist wieder so ein typischer Ort dieser Gegend: Eine breite, 4-spurige Straße führt schnurge-rade durch den Ort. Rechts und links stehen einige Hotels, Tankstellen, Autowerkstätten und Inn´s. Kaum sichtbar verstreuen sich wenige Wohnhäuser – und schon ist der Ort zu Ende. Nach einem weiteren, nun jedoch fehlerfrei eingeschenkten Budweiser und wenigen Tagebucheintragungen gehen wir rechtzeitig schlafen.
 Tag 8
Kingman – Grand Canyon 304 Km
Nochmal fahren wir in „freier Fahrt“ ein Stück der alten Route 66. Unterwegs haben wir unsere einzige Begegnung mit einer Klapperschlange. Allerdings liegt diese leider tot auf der Straße; wohl überfahren.

Der „Generalstore Hackberry“ ist ja für seine Kuriositäten fast weltbekannt. Der unterhaltsame Kramladen ist Wundertüte und Visitorcenter in Einem.
Kein Route 66-Reisender fährt hier vorbei. Wir sehen uns gründlich um. Draußen stehen alte Autos aus verschiedenen Epochen, Gerätschaften, WC-Becken, eine Squaw als Fotopuppe, Firmenschilder, Kuhschädel und vieles mehr. Drinnen ist eine riesige Palette von Souvenirs zu haben. Mit Patches und Fotos haben zahlreiche Besucher aus aller Welt sich neben bekannten Stars aus Musik- und Filmgeschichte verewigt.

Wir kaufen Patches, Sticker, etc und machen reichlich Fotos.
Schicker Roadster
Rost oder Farbe?
Wem gilt dieser Hinweis?
War Peter Fonda hier?
Easy Rider lässt grüßen.
In dieser Gegend bewegen wir uns schon in der Hualapai-Indian-Reservation. Dieser Stamm ist dem geneigten Karl-May-Leser sicherlich nicht bekannt, wie viele andere Stämme wohl auch. Der nächste Ort, „Peach-Springs“ ist von den „First Nations“ dieses Stammes (Indianer ist ja auch völlig falsch) bewohnt und so etwas wie ein kommunales Verwaltungs-
zentrum.

Ich habe nachgelesen, dass hier zurzeit der Steamrailroad eine wichtige Station war, um Wasser für die Lokomotiven aufzunehmen. Es muss daher Grundwasser geben, welches mit starken Pumpen gefördert wurde. Heute macht der Ort einen eher trostlosen Eindruck. Einige Meilen später treffen wir auf einen Hualapai, der offensichtlich zu Fuß über viele Meilen zu seinem Dorf unterwegs ist. Kurz darauf sehen wir rechts neben der Straße eine Rinderherde. Vielleicht hat er nur mal nach den Tieren geschaut – und ist dafür einen halben Tag zu Fuß unterwegs. Zeit ist eben relativ.
Auch in Seligman erwartet uns eine Reihe von Western-Kuriositäten. Als Unikat gilt nach wie vor der Barbier “Angel del Gadillo“.

Er ist einer der „Route 66-Veteranen“ und Gründer der Assoziation “Historic Route 66“.
Allerdings wartet Henning vergebens auf ihn.

Bisher ließ er sich
gerne mit Touristen fotografieren.
Sollte hier eine Ära zu Ende gehen?
Sein mintgrüner, etwas verblichener Dodge steht noch vor dem Haus.

Wie lange will der Typ denn noch an dieser Karre herumfummeln?
Die Damen warten schon.
Auch sonst ist der Ort voller historischem Krempel. Ein altes Gefängnis, Fahrzeuge, alte landwirtschaftliche Maschinen und vieles mehr. In einem unaufgeräumten Laden mit an-geschlossener Werkstatt findet Oliver noch Patronen, die beutelweise verkauft werden.
Ein bisschen „Wild-West“ für Touristen?
- oder noch etwas „herübergerettete“ Wirklichkeit?
Etwas Deko, etwas Promotion, etwas Historie.

Etwa 30 Meilen east hinter Seligman wird die Land-schaft bergiger, steigt auf etwa 2000 m Höhe an und die Bewaldung nimmt zu.
Nach mehr als 3 Tagen Wüstenregion freuen wir uns, endlich wieder Bäume und Grün zu sehen Der Rand des Prescott-National-Forest ist erreicht.

Nun fahren wir wieder ein Stück die Interstate 40 East entlang. In Williams biegen wir dann nach Norden auf die N64 ab, Richtung Grand Canyon. An der dortigen Raststätte machen wir Pause. Drinnen trinke ich einen Espresso, welcher mir von einer sehr netten Navajo-Frau serviert wird. Sie macht noch Fotos von Henning und mir. Für mich ist es der erste Kontakt mit einer „Ureinwohnerin“.
Durch den lichten Kiefernwald des Kaibab-National-Forrest erreichen wir, vorbei am Airport unser Hotel in Grand Canyon-Village am South-Rim.
Nach dem Einchecken buche ich sogleich einen Rundflug für den nächsten Morgen. Zum Sonnen-untergang fahren wir dann zum South-Rim. Der Anblick des gewaltigen Canyons lässt alle Men-schen erst mal still werden.

Wir versuchen, die Breite des Canyons einzuschät-zen. Mit meinem Tipp zwischen 15 bis 20 Km liege ich durchaus richtig. Es sind hier 16 Km. Die Tiefe beträgt rund 1900 Meter. Insgesamt zieht sich der Canyon über 450 Km durch das Land.
Hier sehen wir ja nur einen Bruchteil davon. Doch schon dieser Ausschnitt zeigt gewaltige Ausdeh-nungen.
Neben vielen Besuchern aus aller Welt stehen wir hinter dem Geländer an der Kante und machen unsere Beobachtungen. Im Farbenspiel von hell-gelb, violett, rostrot und schwarz, welches die untergehende Sonne auf die Felsen und in die Schluchten zaubert, werden unzählige Fotos ge-macht.
Panasonic G3: Farbspiel im Kreativ-Modus.

Das letzte Licht der untergehenden Sonne taucht weite Teile der zerklüfteten Landschaft in tiefes Rot.
Unser Abendessen haben wir vorher in einem Lokal genossen, welches den lustigen Namen „Yippi-ei-o-Steakhouse“ trägt.

Das „New-York-Steak“ ist ausgezeichnet, die Bedienung offensichtlich indianisch und sehr nett.
Am nächsten Morgen genießen wir das reichhal-tigste Frühstücksbuffet in den Best-Western-Hotels auf dieser Reise.
 Tag 9
Grand Canyon – Mount Carmel 362 Km
Heute beginnt der Tag sehr früh. Vor Sonnenauf-gang sind wir wieder am Canyon und machen ge-meinsam mit vielen japanischen Touristen noch-mals viele Fotos in der morgendlichen Farbenpalette der aufgehenden Sonne.

The rising sun!
Vier von uns im Morgenlicht...
Aus der Vogelperspektive...
Dieses Deer äst hier völlig unbeeindruckt mitten im Park am Visitor-Center.
Der Rundflug mit den Grand-Canyon-Airlines zeigt mir später dann einen größeren Ausschnitt von der unendlichen Ausdehnung des Canyons.

Der Flieger...
Wasserfarben...
Die Kathedralen des North-Rim...
Horseshoe Bend des Colorado...
Unsere Weiterfahrt geht zuerst noch auf der N 64 durch den Nationalpark, ein Stück am South-Rim entlang, Richtung Osten. Unterwegs besuchen wir die Navajos, respektive eine ihrer Souvenirbuden an der Straße. Hier wird viel „Originales“ angeboten. Handgemachter Schmuck, Ceramik, Dreamcatcher, Pfeile und vieles mehr.Die Preise sind recht happig. Handarbeit muss eben auch einen fairen Preis haben. Es sind total nette Leute.

Allerdings sind ihre "Wohnverhältnisse", welche wir später, als wir auf die alte H 89 abgebogen sind, in der Wüste", Painted Desert" sehen, alles andere als komfortabel.
Häuser und Wohnwagen stehen verstreut weitab von der Straße. Meistens einige Pick-Up´s davor. Es ist wenig grün zu sehen und für unsere Verhältnisse sehr „unaufgeräumt“. Mittendrin, bei Bittersprings gibt es eine Tankstelle, wo wir uns wieder mit Sprit, einem Kaffee und kühlem Wasser versorgen.
Pferde oder andere Haustiere sehen wir an der Strecke selten. Dass man hier überhaupt leben kann? Es ist staubtrocken und sehr heiß; 36 Grad C.
Über die Navajo Bridge überqueren wir heute nochmals den Colorado.
Dieser windet sich hier in einer fast 80 Meter tiefen Schlucht durch die Landschaft.
Im Visitor-Center ist es angenehm kühl, so dass wir hier die Souvenirs und Postkarten länger begutachten, als eigentlich notwendig wäre.
Monument...
Wir folgen weiter der H 89 und erreichen kurz darauf den Marble Canyon. Auf einer Länge von fast 40 Meilen ragt rechts von uns die sicherlich 1000 Meter hohe, rostrote, monumentale Felswand des Vermilion-Cliffs in den blauen Himmel.

Durch die Frontscheibe der Harley...
Am Ende führen uns einige Serpentinen (endlich mal wieder Kurven) hoch hinauf auf die Nordkante (Northrim) des Grand Canyon. In 2000 Metern Höhe ist es nun angenehm kühl und wir kurven durch den Wald über Jacob Lake und Fredonia nach Kanab.
Zwischen den beiden Orten überqueren wir die Grenze des Bundesstaates Utah.

Fast schlagartig ändert sich die Umgebung. Grüne Wiesen, wie hier, haben wir schon lange nicht mehr gesehen. Der Creek, den wir hier überqueren, führt offensichtlich das dafür notwendige Wasser. Wir durchqueren zusammenhängende Ortschaften mit guter Infrastruktur. Die Häuser wirken gepflegter, als in Arizona. Utah trägt auch den Beinamen: „The Behaivestate“. Dennoch treffen wir hier auch auf Relikte des „Wilden Westens“.
Mount Carmel, unser heutiger Übernachtungsort, besteht aus dem Hotel, einer Tankstelle und noch einigen, wenigen Häuser sowie einem – Golfplatz. Nachts wird dieser bewässert.
Das Restaurant im Hotel wirkt zwar etwas dörflich, bietet aber guten Service. Die Gäste auch. Das Oberhaupt der vielköpfigen Mormonenfamilie am Nebentisch behält auch beim Essen seinen weißen Cowboy-Hut auf. Das karierte Hemd steckt in der Blue-Jeans, die Füße in Cowboystiefeln – so als hätte er sich für uns Touristen kostümiert.
Nein! Hier ist das echt!
 Tag 10
Mount Carmel – Pahrump 439 Km

Das Frühstück im Hotelrestaurant ist reichhaltig. Mutig bestelle ich mir ein Steak und wähle die Ausführung „1b“. Als dieses dann serviert wird, stellen wir fest, dass „b“ für big steht. Dieses Pork-Steak ist Tellergroß und hätte auch für eine Familie gereicht.
Trotz größter Anstrengungen schaffe ich nur die Hälfte. Schließlich sind auch noch Beilagen wie scrambled-eggs, Toast usw. zu bewältigen. So ge-stärkt steuern wir Richtung „Zion Nationalpark“. Schon auf dem Weg dorthin ist alles sehr gepflegt. Links entdecken wir eine Blockhaussiedlung, welche jedem europäischen Anspruch gerecht wird.
Der Eingang mit seiner Ticket-Station wirkt ebenso gepflegt – wie eigentlich überall in den USA.
Sogar der Straßenasphalt ist in diesem Park rot-braun eingefärbt.
Helle Gesteinsformationen sind zum Teil großflächig glatt abgeschliffen und bilden lange Seitenwände des Canyons. Manche Spuren könnte man für künstlerische Reliefs halten.
Wir passieren zwei Tunnel.

Der Verkehr durch den zweiten, wesentlich länge-ren Tunnel wird als One-Way von Hand geregelt. Zwei Wohnmobile können sich darin nicht begeg-nen. Die Posten auf beiden Seiten verständigen sich per Funk. Diese personalintensive Vorgehensweise ist hierzulande auch im Straßenbau häufig anzutreffen.
Rotbunter Sandstein kommt in vielen zerklüfteten Formationen vor. Von Wasser und Wind in Jahrmillionen geformt und geschliffen.
Wie Kathedralen ragen unzählige der rotbunten Felsen in den Himmel. In den Spalten findet der lichte Baumbestand seinen Halt und bildet mit dem frischen Grün lebhafte Kontraste zwischen den von der Sonne erleuchteten Felsen.
 
Die Straße windet sich in Kurven und Serpentinen durch den Nationalpark. Spaß für´s Bikerherz auf gut 20 Meilen.
Über die Interstate 15 verlassen wir das Country Washington und durchqueren den letzten Zipfel am Nord-West-Ende von Arizona. Sogleich wird es wieder heißer und kahler. Viel Zeit bleibt nicht, dem Staat nochmal Hallo zu sagen, denn ehe wir uns versehen, begrüßt uns das Welcome-Center in Mesquite, Nevada.

Den Rest des Tages verbringen wir in diesem US-Staat, wo einzig Glücksspiel, Alkoholverkauf in Supermärkten und Prostitution offiziell erlaubt sind. Die Leuchtreklame wirbt zumindest für Ersteres. Spielautomaten sind auch in jedem Einkaufzentrum und in mancher Tankstelle zu finden. Im Supermarkt stehen die Regale voll Wein und Hochprozentigem. Produkte, die man im Nachbarstaat verschämt im Liqueur-Store einkaufen muss. Um Anzeichen des „ältesten Gewerbes“ der Welt haben wir uns nicht gekümmert.
Mit der Einfahrt in´s „Valley of Fire“ verlassen wir die Interstate und fahren anschließend am „Lake Mead“ entlang Richtung Hooverdam. Auch dieser Nationalpark kostet nochmal Eintritt. Wir haben wieder freie Fahrt, bekommen den Lake allerdings erst am Endes der Strecke zu sehen.

Auf dem Weg dahin haben wir wieder jede Menge rote, braune und schwarze Felsen in einer von wenigen, trockenen Büschen bedeckten, bergigen Wüste. Der Hinweis, dass hier Jagdgebiet ist, verwundert doch etwas. Welches Wild mag wohl in dieser kargen Trockenheit leben? Die Strecke ist gut und wenig befahren. Dennoch hat man sich an das Speed-Limit zu halten, was aber nicht alle befolgen. Nun, wer einen schwarzen Lamborghini fährt, glaubt wohl Sonderrechte zu haben.
Zum Hooverdam ist es nun nicht mehr weit. Kurz vorher bekommen wir den Lake denn auch tatsächlich zu sehen und treffen bei Boulder-City unsere Tourguides wieder. Der Hooverdam ist schon beeindruckend und wird als Bauwerk nationaler Bedeutung einerseits entsprechend gesichert sowie gleichzeitig touristisch vermarktet.

Strommasten, Kraftwerke, Brücke und Abfluss
Am späten Nachmittag ist Las Vegas erreicht. Doch wir fahren nicht in die Stadt auf den Stripe, sondern nehmen die Blue-Diamond-Road nach Pahrump.
Dieser Ort ist Ausgangspunkt für die Fahrt durch das Death Valley am nächsten Tag. Wir wollen dort möglichst früh starten, um vor der größten Tages-hitze den Tiefpunkt zu erreichen.
Das Hotel ist wieder gut, das Abendessen im Hause auch. So wie es hier üblich ist, zahlen wir immer für den ganzen Tisch in einer Rechnung mit Creditkarte. Dabei wechseln wir uns ab und die anderen geben demjenigen dann ihren Anteil in bar. So braucht man so gut wie nicht zum Geldautomaten.
 Tag 11
Pahrump – Lone Pine 331 km

Death Valley! Heute geht´s sehr früh los. Nach dem Tanken ist freie Fahrt angesagt. Wir folgen der N178. Etwa 10 Meilen westlich von Pahrump sind wir wieder im Staat Kalifornien und passieren den Eingang zum Nationalpark Death-Valley.
Ich fahre flott voraus. Der Abstand zur Gruppe wird größer. Jeder von uns lässt die Fahrt sowie seine Eindrücke individuell auf sich wirken. Bald habe ich die Straße für mich allein. Meilenweit ist kein Mensch oder Fahrzeug zu sehen.

Hinter Shoshone kommt mir auf der abschüssigen Strecke ein Radfahrer entgegen. Ob der schon in der Nacht durch´s Valley gefahren ist ??

Der Hinweis: „72 Meilen no Service“ erinnert an die zu erwartende Einsamkeit und dass man sich ausreichend mit Wasser und Sprit eingedeckt haben sollte. Die Straße hat über viele Meilen gleichbleibend ca. 5% Gefälle. Es geht immer tiefer hinab. Glaubt man den Tiefpunkt am Ende eines Tales erreicht zu haben, geht die gut ausgebaute Straße danach noch weiter hinunter.
Trotzdem habe ich das Gefühl, dass mit der Ge-schichte dieses Tales ein Mythos gepflegt wird, um es entsprechend touristisch zu vermarkten.

Ca. 1 Million Besucher kommen jährlich hierher, um den „Reiz des Todestales“ auf sich wirken zu lassen. Darunter sollen fast 80 % Deutsche sein.
Dennoch: auch bei über 40 Grad Hitze sollte man aus meiner Sicht nicht so einen Film daraus ma-chen.
Wer genug Benzin getankt und ausreichend Wasser dabei hat, übersteht die rund 100 Meilen problemlos, stellen wir in unserer Gruppe übereinstimmend fest. Mit meinen Rukka-Klamotten ohne Outlast-Futter bin ich auch hier wieder richtig angezogen.
Wir treffen uns bei Badwater, wo auch am frühen Vormittag schon einige Touristen anzutreffen sind.
Am Rand des ausgetrockneten Salzsees ist noch eine kleine Wasserfläche vorhanden. Es gibt erstaunlicherweise Bienen und Moskitos, die uns sofort umschwirren. Man kann ein Stück auf den Salzsee hinausgehen, ähnlich wie zu Hause an der Nordsee in´s Watt.
 
Ein bis zwei Liter Wasser und Cola sind bis hierher schon getrunken.
Der Nächste Treffpunkt ist das Visitor-Center, wo sich die Besucher im klimatisierten Raum herunter kühlen und mit Souvenirs versorgen können.

Zu dritt fahren wir wieder ein Stück zurück, Richtung Badwater. Nach ca. 12 Meilen geht der Loop „Artists Area“ als One-Way ein Stück durch die Schluchten. Eine tolle Strecke, die heftig rauf und runter geht mit netten Kehren und Dips (Senken), bei denen man schon aufpassen muss.
 Ich gehe davon aus, dass hier sicher niemand die Speed-Limits kontrollieren wird und jage die schwere Harley ordentlich um´s Eck. Geht auch ganz gut, nur bei höheren Geschwindigkeiten macht sich die Umlaufmasse des dicken Vorderrades mit seiner Gussfelge stärker bemerkbar. Da muss man die Road-King schon kräftig in die Schräglage drücken.
The Golden Canyon lädt zum Wandern ein. Wer mag, findet hier viele Wanderwege, die bei 41 Grad Wärme genossen werden können.
Wir verlassen das Tal nordwestwärts über die 190 und es geht erwartungsgemäß ständig bergauf. Auf dem Townes Pass; 4956 ft. ist es dann etwas kühler.
Danach folgt Panamint Valley mit einem Salzsee und Temperaturen über 40 Grad C.

Richtung Lone Pine steigt man dann erneut höher herauf und 36 Grad C fühlen sich „kühl“ an.
Hier stehen zahlreiche Joshua-Trees. Ich nutze noch die Gelegenheit, einen davon zu fotografieren.
Westlich steigen die Berge der Sierra Nevada bis zu 4000 m hoch.
Vor Lone Pine, am Owens Lake, einem weiteren, großen Salzsee, treffen wir uns wieder, fahren in den Ort und in´s Hotel.
Mit dem Wasser aus den Bergen wird die Umge-bung nun etwas grüner, auch Landwirtschaft ist möglich.
Der Abend ist noch immer sehr warm. Daher wird der Pool nach diesem heißen Tag gern aufgesucht.
Der Kaktus ist aus Hufeisen geschweißt. Die Kut-sche kennen wir aus Filmen, womit die Leute Sonntags zur Kirche fuhren. In Lone Pine sind zahlreiche Westernfilme gedreht worden.
In diesem Restaurant hängen Bilder der uns gut bekannten Filmstars wie John Wayne und Kollegen.
Ansonsten ist der Ort recht klein und typisch für die Gegend.
Es gibt eine Hauptstraße, rechts und links stehen einige Häuser, Wenige Bars oder Restaurants, Hotels, Tankstelle, Autowerkstatt, Kirche und Schule. Fast ausschließlich aus Holz und im schlichten Stil von Western-Film-Kulissen gebaut.
 Tag 12
Lone Pine – Mammoth Lake 160 km

Am Ostfuß der Sierra Nevada brechen wir nach Norden auf. Bis Bishop geht es auf der Interstate 395 schnell voran. Ein Kaffee bei Starbucks lässt ein Gefühl zunehmender „Zivilisation“ aufkommen. Da wir genug Zeit haben und der Langeweile der Interstate entkommen wollen, schlagen wir einen Bogen ostwärts über die C 6 und C 120 Richtung Mono Lake. Es ist das Land der Shoshonen und Pajut.
Das Hochland des „Inyo National-Forest“ umgibt uns wie die Kulisse eines Indianerfilms.
In über 2000 Metern Höhe ist es im Vergleich zu den vergangenen Tagen angenehm kühl.
Den Mono-Lake erreichen wir um die Mittagszeit. Auch dieser ist als Nationalpark geschützt und kostet Eintritt. Im Infocenter erfährt man vieles über die erstaunlich reichhaltige Fauna und Flora sowie über die frühere Wassernutzung des Sees.

Still liegt die klare Brühe des salz- und kalkhaltigen Wassers in der windstillen Bergregion vor uns. Die sicherlich schon millionenfach fotografierten Kalkgebilde finden sodann auch ihren Platz auf den Speicherkarten unserer Kameras.
Im Westen erheben sich die 4000er der Sierra Nevada. In Schattenlagen sind noch Schneefelder zu sehen. Lichter Wald und weite Grasflächen lösen sich ab. Dazwischen immer wieder kleine und größere Bergseen. Es ist immer wieder die Weite, welche hier fasziniert.
Bevor wir die Interstate 395 südwärts nach Mammoth-Lake nehmen, fahren wir noch den sehr sehenswerten „June-Lake-Loop“ durch die Berge.

Im Winter ist hier Skigebiet, wie man an den vielen Ferien und Hotelanlagen erkennen kann. Aber auch jetzt im Sommer laden die Berge zum Wandern und Seen in wunderschöner Lage zum Baden ein.
In Mammoth-Lake, einem bekannten Ski-Ort mit entsprechend hochwertiger Infrastruktur kommen wir gegen 16:00 Uhr an. Es bleibt also noch Zeit, auf eigene Faust die Umgebung zu erkunden und nochmals in die Berge zu fahren.
Besonders lohnenswert ist, die Hauptstraße des Ortes weiter hinauf zum Mammoth-Lake zu fahren. Auf über 2000 Metern Höhe erreiche ich drei Seen, die malerisch von den noch teilweise schneebedeckten Bergen umgeben zu finden sind.
Freizeit- und Ferienanlagen sowie Campingplätze, Hütten, Angelplätze und Bootsstege liegen verstreut im Wald – es ist alles auf Familienfreizeit und Ferien eingerichtet.
An der Hotelrezeption werden wir gleich darauf aufmerksam gemacht, dass die Bären aufgewacht sind. Daher darf nichts Essbares in den Autos oder Satteltaschen der Motorräder bleiben.
Ein Wasserfall bildet für mich den extremen Kontrast zur Wüste vom Tag vorher.

Zum Essen gehen wir abends beim Mexikaner in das fast neue Skicenter. Die Architektur erinnert mich sehr an Val d´Isere oder andere Orte in den Alpen. Womöglich ist hier die gleiche Investorengruppe am Werke und internationalisiert die Standards der Wintersportindustrie.
 Tag 13
Mammoth Lake – Oakhurst 262 km

Die Fahrt über den Tioga Pass (3300 Meter) wird den höchsten Punkt unserer Reise markieren.
Auch dorthin haben wir wieder freie Fahrt verein-bart und wollen uns oben auf dem Pass, an der Einfahrt und Mautstelle zum Yosemite National-park treffen. Die Auffahrt zum Pass ist, wie hier fast überall, sehr gut ausgebaut und stellt im Vergleich zu den meisten Alpenpässen überhaupt keine fahrerische Herausforderung dar.
Eine durchgezogene Doppellinie zwischen den Fahrstreifen und Speed-Limits vor jeder kleinen Kurve nerven wohl jeden Biker, der sich auf eine Passfahrt freut. Da ich vorne bin (hinter mir die Leute unsere Gruppe und noch eine ganze Reihe weiterer Biker) bestimme ich das Tempo und gehe über die Limits hinaus. Auch von zwei Wohnmobilen lasse ich mir den Spaß nicht verderben und überhole. An der Steigung zeigt mir dann die Harley ihre Grenzen auf. Bei ca. 4500 Upm ist Ende mit Durchzug – da, wo meine Yamaha die zweite Stufe zündet, kommt bei der Harley nichts mehr.
 Ich muss mittendrin hochschalten, um noch etwas aus dem Drehzahlkeller zu holen. Nur kommt dann das Gewicht mit über 330 Kilo zum Tragen sowie die vergleichsweise bescheidene Motorleistung von weniger als 90 PS.
Als die Eintrittspreise bezahlt sind, wir uns im fri-schen Wind auf 3300 Metern Höhe umschauen und Fotos machen, treffen wir auf zwei Polizisten der Highway-Patrol, die mit Ihren BMW-Motorrädern dort stehen. Sie sind sehr nett und suchen das Gespräch mit uns. Einer bietet Dirk unter Polizeikollegen sein Jackenpatch an.
Beide tauschen ihre Adressen aus. Der amerikanische Kollege bekommt dann später ein Patch der Polizei Niedersachsen.
Nur gut, dass die Cops meine vorherigen Überhol-manöver nicht gesehen haben ;-)
Der Yosemite Nationalpark ist landschaftlich traumhaft. Man braucht den ganzen Tag, um ihn zu durchfahren sowie grandiose Aussichten, schöne Strecken, tiefblaue Seen und dichte Wälder auf sich wirken zu lassen. Begegnungen mit Hirsch, Bär und Kojote sind möglich. Wir hatten das Glück, hier alle drei zu Gesicht zu bekommen.

Tenaya – Lake...
 
 
Der Fels lebt.
Dass es hier auch die üblichen Geschwindig- keitsbegrenzungen gibt, an die sich auch alle halten, ist für Biker vielleicht manchmal nervig. Mit 35-45 Meilen durch den Park schleichen und dabei noch bestens ausgebaute Serpentinen zu "erleben", verlangt einiges an Geduld.
Der Verkehr ist trotz eines Wochentages sehr dicht. An den Wochenenden soll es noch viel voller sein.
Daher müssen die Beschränkungen sein, auch um die Natur zu schützen.
Black Bird...
Rechts des Northside Drive sind die Wasserfälle und ostwärts der Halfdom sehr gut zu sehen.

Am Merced-Creek treffe ich einen amerikanischen Biker, der eine BMW-GS fährt. Wir tauschen uns über den Naturschutz in Amerika und Europa aus. Bevor der Yosemite und die Mammutbäume unter Schutz gestellt wurden, hatten die Amerikaner schon 96 % der großen Sequoias gefällt und deren Holz zu Geld gemacht. Daher äußerte er sich sehr dankbar darüber, dass seine Großväter noch rechtzeitig die Schutzwürdigkeit dieser Natur erkannt hätten. Ob es in Europa auch solche Nationalparks gebe, möchte er wissen. Ja, erkläre ich, aber nicht so große.
Er ist sehr zufrieden mit seiner BMW. Die Harley sei dagegen ein Traktor. Lachend einigen wir uns auf „John Deere-Heritage“.
Bevor wir den Park verlassen, fahren Detlef, Oliver und ich zum Glacier-Point hinauf. Wir nehmen eine tolle Serpentinenstrecke über 17 Meilen unter die Räder, die uns bis auf 2200 Meter Höhe führt.
Unterwegs können wir dann unseren Bären auf einer Lichtung, kaum 40 Meter von der Straße entfernt, beobachten und Fotos machen.
Washburn-Point mit Vernal- und Nevada-Falls...
Aussicht am Glacierpoint mit Halfdom...
Hier läuft uns der Kojote über den Weg.
Wir treffen uns später mit den anderen an der Tankstelle und erreichen dann gegen Abend Oakhurst, wo wir in dieses schöne Best-Western einziehen.
Mammut-Baumscheibe - 4000 Jahre...
Die müssen hier einen fleißigen Schnitzer haben...
... sowie einen Fassadenmaler.
Diese Shops sind original in Betrieb.
 
 Tag 14
Oakhurst – Concord 315 km

An diesem Tag sind wir zunächst die alte Goldgräberstraße durch die westlichen Ausläufer der Sierra Nevada gefahren, haben aber nix von dem gelben Edelmetall gefunden.

Nach 30 Meilen haben wir uns getrennt, so dass Detlef, Oliver und ich die nächsten 120 Meilen allein fahren und gestalten konnten. Wir folgten der C 49, welche sich als eine sehr schöne, gut ausgebaute Strecke mit reichlich Kehren und ungebremsten Schräglagen erweist.

Im Landschaftsbild überwiegen die trockenen, braunen Hügel mit etwas Bewaldung sowie einige, weit verzweigte Stauseen.
Das Erscheinungsbild der Ortschaften verbessert sich, je weiter wir nach Norden kommen.
Da wir bis zum nächsten Treffpunkt in Valley-Springs eine Stunde mehr Zeit haben als die anderen, fahren wir bei Sonora über die 108 East noch ein Stück in die Berge bis in´s Skigebiet Mi-Wuk-Village und kehren dann in den  interessanten Ort Sonora zurück. Hier wären wir noch gerne etwas geblieben, wollen aber die anderen nicht warten lassen.
Im Coffeeshop von Jamestown geniessen wir den besten Coffee der Gegend.

Zwischen Tuttletewu und Melones überqueren wir den aufgestauten „New-Melones-Lake“. In Angels Camp fallen uns sehr gepflegte Grünanlagen, ein Golfplatz sowie Kirchen und Einrichtungen verschiedener Glaubensrichtungen auf.
Hinter San Andres geht die 49-North in die 12-North über, welche dann nach Westen schwenkt und uns mit den letzten Spritreserven von Detlef ´s Heritage nach Valley-Springs führt.
Henning on Tour...
Die anderen drei erwarten uns schon etwas besorgt. Nach einer ausgiebigen Tank- und Kaffeepause geht die heutige Tour weiter westwärts über Lodi und wir erreichen das kalifornische Weinbaugebiet. Hier im Flachland ist augenscheinlich ein gutes Bewässerungssystem organisiert worden und die Landwirtschaft scheint hier einen ordentlichen Reichtum hervorzubringen.
Jedenfalls stehen etwas abseits der Straße beachtliche Villen. Allmählich nähern wir uns den Vororten von San Francisco und die Bebauung sowie der Verkehr nehmen erheblich zu. Bald erreichen wir Concord. Der Abend schließt dann mit einem „All you can eat“ Erlebnis ab.

Hier konnten wir doch so einiges an Überfluss-Essgewohnheiten, Benehmen und Fettleibigkeit beobachten. Es schmeckte uns sehr gut. Ein Glas Wein oder ein Bier zum Essen war leider nicht zu haben. Cola und das andere süße Zeug dagegen ohne Beschränkung.
 Tag 15
Concord – San Fransisco 93 km

Heute zum Abschluss fahren wir im dichten Verkehr über den 16-spurigen Hwy. Wir müssen aufpassen, dass wir zusammenbleiben und unser Führungsfahrzeug nicht verlieren.

Es klappt aber prima und so erreichen wir über Mariposa die Nordseite der Golden Gate Bridge.

Wir kurven den Hügel hinauf zum Aussichtspunkt und haben nochmal Glück mit dem Wetter. Eine tolle Aussicht auf die Brücke und die Stadt San Francisco beschert uns wieder schöne Fotomotive.
Unsere Reise schließen wir zunächst mit einer ehrenvollen Fahrt über die Golden-Gate-Bridge ab.
Als Schlusspunkt fahren wir noch im dichten Stadtverkehr zu den Twin Peaks, einem bekannten und schönen Aussichtspunkt und genießen die Aussicht über San Francisco. Mit der schweren Maschine merkt man erst richtig, wie heftig die Steigungen in der Stadt sind. Beim Anfahren am Berg muss man alles gleichzeitig mit der richtigen Dosis machen. Mit einem kräftigen Tritt auf die große Fußbremse die schwere Maschine am Berg halten, ausreichend Gas geben, und die Kupplung kommen lassen und den Fußtritt langsam lösen. Es ist etwas anstrengend und, wie so vieles, Übungssache.
Twin Peaks...
Unsere Harleys geben wir mit etwas Wehmut nach 2500 Meilen pünktlich um 12:00 Uhr ohne Schäden oder Beanstandungen bei Eagle Rider ab.
Den Spätnachmittag verbringen wir, nachdem wir wieder in unser Hotel zurückgekehrt sind, in einem riesigen Outlet-Center, 1 Stunde südlich von San Francisco.

Wenigstens eine Levis-Jeans habe ich mitgebracht.
 Tag 16
Letzter Tag in San Francisco

Wir haben noch diesen ganzen Tag zur freien Verfügung, besuchen ein Shopping-Center in der Market-Street und sehen uns den Golden-Gate-Park an. Der letzte Tag in San Francisco endet dann mit Austern und Lobster am Fishermans Wharf.
 Tag 17
Heimreise

Nun heißt es endgültig packen und gegen 11:00 Uhr fahren wir zum Airport.
Wir verabschieden uns von Dirk und Heino, die etwas früher als wir vier fliegen.

Unser Abflug ist für 16:00 Uhr vorgesehen, verzögert sich aber wegen technischer Probleme mit dem Flugleitsystem um 3 Stunden.
Damit ist dann auch unser Anschlussflug in London weg, wie für viele andere auch. Hier sind daher viele Umbuchungen zu bewältigen und so ergeben sich hier nochmal zwei Stunden Wartezeit.
Hoffentlich klappt es bei dem Durcheinander mit dem Gepäck? Aber in Hamburg ist jedoch alles da.
Die Einreiseprozedur in Deutschland ist kurz:
Am Zoll noch mal kurz den Reisepass vorzeigen, und wir werden von Kerstin und Rainer in Empfang genommen. Wir sind nach erlebnisreichen Tagen wieder zu Hause.

Karsten Wessels (Teilnehmer der Tour 2012)